Neben den kommenden gesetzlichen Vorgaben ist digitale Barrierefreiheit wichtig, um allen Nutzern, unabhängig von körperlichen Einschränkungen, einen reibungslosen Zugang zu deiner Website zu ermöglichen. So kannst du als Websitebetreiber sicherstellen, dass Interessenten deine Website finden, lange dort verweilen und letztlich zu zahlenden Kunden werden. In diesem Artikel erfährst du, was digitale Barrierefreiheit ist, warum sie deinen unternehmerischen Erfolg unterstützt und wie du sie mit barrierefreiem Webdesign umsetzt.
Digitale Barrierefreiheit: Ein Muss für die Inklusion aller Menschen
Wie würdest du dich fühlen, wenn das Internet für dich kein Raum voller Möglichkeiten, sondern ein Ort mit frustrierenden Einschränkungen wäre? Stell dir vor, für dich wäre kein Online-Shopping möglich, du könntest keine Arzttermine online buchen und aktuelle Schlagzeilen sind für dich nur eingeschränkt verfügbar. Für Menschen beispielsweise mit einer Sehbehinderung oder Gehörlosigkeit ist das Realität. Diese Menschen benötigen barrierefreie Websites, um uneingeschränkt am digitalen Leben teilnehmen zu können, denn heutzutage sind immer mehr Informationen und Prozesse online zugänglich. Was bedeutet Barrierefreiheit daher für dich als Webseitenbetreiber?
Digitale Barrierefreiheit im Web erklärt
Barrierefreiheit im Web heißt: Websites, Anwendungen und digitale Inhalte sind so gestaltet, dass sie von allen Menschen, unabhängig von ihren körperlichen oder kognitiven Einschränkungen, genutzt werden können. Dies schließt die Anpassung an verschiedene Behinderungen wie Seh-, Hör-, motorische oder kognitive Beeinträchtigungen ein. Barrierefreie Websites ermöglichen es, dass jeder Nutzer auf alle Inhalte und Interaktionsmöglichkeiten zugreifen kann.
Digitale Barrierefreiheit ist daher nicht nur ein Akt der Inklusion, sondern verbessert die Benutzerfreundlichkeit für alle, da eine Website dadurch intuitiver und einfacher zu bedienen ist. Barrierefreies Webdesign ist somit ein wichtiger Schritt, um die Nutzungsmöglichkeiten einer Website insgesamt zu optimieren. Du ermöglichst damit jedem Menschen ein selbstbestimmtes Leben und übernimmst soziale Verantwortung in der Gesellschaft. Gleichzeitig stärkt dein Einsatz für eine solche nachhaltige Zukunft auch dein Markenimage und wird dich dabei unterstützen, neue Kunden und talentierte Mitarbeiter zu gewinnen.
Gesetzliche Regelungen zur Barrierefreiheit ab 2025
Auch der Gesetzgeber hat sich dem Thema Barrierefreiheit angenommen und es gibt für dich als Unternehmer hier neue Regelungen zu beachten.
Rechtliche Pflichten:
Ab dem 28. Juni 2025 verpflichtet das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) deutsche Unternehmen dazu, ihre Websites und Online-Dienste barrierefrei zu gestalten. Diese Regelung betrifft insbesondere den E-Commerce, Telekommunikationsdienste sowie Produkte wie Computer, Tablets und Mobilgeräte. Das Gesetz basiert auf der europäischen Norm EN 301 549, die auf den international anerkannten Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1) aufbaut.
Die WCAG (eine Sammlung von Richtlinien, Prinzipien und Kriterien für barrierefreie Webinhalte) sind in drei Stufen unterteilt, die aufeinander aufbauen:
- Level A: Grundlegende Anforderungen, die sicherstellen, dass eine Website überhaupt für Menschen mit Behinderung nutzbar ist (z.B. voraufgezeichnete Videos sollten mit einer Audiobeschreibung versehen werden, sofern es kein alternatives Medium gibt).
- Level AA: Enthält Anforderungen, die für die meisten Menschen mit Behinderung einen barrierefreien Zugang ermöglichen (z.B. Live-Videos sollten mit synchronisierten Untertiteln angeboten werden und außerdem Audiobeschreibungen für aufgezeichnete Videos vorhanden sein).
- Level AAA: Das höchste Level, das sehr spezielle Anforderungen mit erhöhtem Aufwand umfasst (z.B. aufgezeichnete Audioinhalte sollten auch in Gebärdensprache gezeigt und Live-Audios durch ein alternatives Medium ergänzt werden, welches die gleichen Informationen vermittelt).
Deine Website oder dein Onlineshop muss im Rahmen des BSFG den Anforderungen der EN 301 549 entsprechen. Dies bedeutet für dich als Webseitenbetreiber, dass du deine Seite entsprechend den WCAG 2.1-Anforderungen für barrierefreie Websites anpassen und dabei die Stufen der A und AA-Kriterien erreichen musst.
Neben der barrierefreien Gestaltung von Webshops, Buchungssystemen und Bezahlprozessen verlangt das BFSG auch eine „Erklärung zur Barrierefreiheit“ auf deiner Website. Hier müssen Nutzer über den Grad der Barrierefreiheit informiert werden und außerdem die Möglichkeit haben, auf bestehende Barrieren hinzuweisen.
Falls du diese Anpassungen nicht vornimmst, drohen Bußgelder von bis zu 100.000 Euro.
Gesetzliche Ausnahmen:
Es gibt auch Ausnahmen von diesen rechtlichen Pflichten, beispielsweise für
- Kleinunternehmen (weniger als zehn Beschäftigte oder höchstens zwei Millionen Euro Jahresumsatz bzw. Bilanzsumme)
- private und B2B-Angebote oder
- wenn die Barrierefreiheit ein wirtschaftliches Risiko darstellt.
So unterstützt dich die Barrierefreiheit deiner Website bei deinem Erfolg
Eine barrierefreie Webseite bietet nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern bietet mit ihren Vorteilen auch eine unternehmerische Chance.
Erweiterung der Zielgruppe
Durch die Beseitigung digitaler Barrieren erhält die große Gruppe von Menschen mit Einschränkungen Zugang zu von ihnen benötigten Informationen, Dienstleistungen und Produkten. Dies bedeutet konkret:
- 9,4% der Gesamtbevölkerung in Deutschland sind schwerbehindert, insgesamt ca. 7,4 Millionen Menschen – du öffnest deinen Markt für eine große bisher vernachlässigte Zielgruppe
- Nur rund 3% dieser Behinderungen sind angeboren, 97 % davon entstehen im Laufe des Lebens durch Unfälle, Krankheiten oder das Altern. Das heißt in einer Gesellschaft mit immer älter werdenden Menschen gewinnst du nicht nur Neukunden, sondern kannst auch Bestandskunden halten, welche deine Webseite sonst nicht mehr nutzen könnten (Quelle)
Hohe Geschäftsrelevanz
Barrierefreie Websites sind grundsätzlich einfacher zu navigieren und übersichtlicher strukturiert. Daher führen sie zu höheren Konversionsraten, weil die Kunden leichter finden, was sie suchen. Zudem bringt Barrierefreiheit einen SEO-Vorteil: Suchmaschinen wie Google bevorzugen technisch optimierte und benutzerfreundliche Seiten, was zu besseren Rankings, mehr organischem Traffic und weniger Supportkosten führt. Dies bedeutet nicht nur eine größere Reichweite, sondern auch eine verbesserte Sichtbarkeit im hart umkämpften Online-Markt.
Verbesserte Markenwahrnehmung und soziale Verantwortung
Eine barrierefreie Website signalisiert, dass ein Unternehmen Wert auf Inklusion und soziale Gerechtigkeit legt. In einer Zeit, in der Verbraucher und Arbeitnehmer zunehmend auf ethisches Verhalten achten, verbessert dies das Markenimage und schafft Vertrauen. Unternehmen, die ihre digitale Präsenz für alle zugänglich machen, zeigen, dass sie sich um die Bedürfnisse aller Kunden kümmern und nachhaltig in unserer Gesellschaft Verantwortung übernehmen.
Was barrierefreies Webdesign konkret bedeutet – Beispiele
Barrierefreies Webdesign umfasst verschiedene Best Practices, die für eine inklusive Benutzererfahrung sorgen:
- Verwendung von Alt-Tags für Bilder: Alt-Texte beschreiben visuelle Inhalte für blinde und sehbehinderte Menschen. Beschreibe Bilder präzise, ohne unnötige Details, und setze für dekorative Bilder leere Alt-Tags. Komplexe Grafiken sollten zusätzlich im Text erläutert werden. Eine Bildbeschreibung sollte sich klar vom Alt-Text unterscheiden.
- Tastatur-Navigation ermöglichen: Viele Nutzer, insbesondere Menschen mit motorischen Einschränkungen, verwenden Tastaturen zur Navigation. Alle interaktiven Elemente wie Links und Formulare müssen über die Tastatur zugänglich sein, um eine vollständige Bedienbarkeit zu gewährleisten.
- Kontraste und lesbare Schriftarten beachten: Hohe Kontraste sind wichtig für Menschen mit Sehbehinderungen. WCAG AA fordert bei einer Schrift kleiner als 24 px einen Mindestkontrast von 4,5:1, bei größeren Texten einen Mindestkontrast von 3:1. Verwende gut lesbare Schriftarten und achte darauf, dass Buchstaben klar unterscheidbar sind.
- Vermeidung von automatischen Medien: Automatisch startende Medien wie Musik oder Animationen, insbesondere solche, die länger als 5 Sekunden dauern, können Nutzer ablenken und stören. Eine Möglichkeit, Animationen zu pausieren, ist unerlässlich und du solltest laufende Überschriften und solche, die Wörter schreiben, vermeiden. Auch Auto-Slider sollten anpassbar sein.
- Verwendung von klarer und einfacher Sprache: Klare, einfache Sprache hilft Nutzern mit kognitiven Einschränkungen und Personen mit fehlenden Sprachkenntnissen. Vermeide komplexe Satzstrukturen und Fachjargon. Nutze stattdessen dinghafte Sprache und eindeutige, allgemein bekannte Wörter, um Inhalte verständlich zu machen.
- Links und Buttons eindeutig beschriften: Beschrifte Links und Buttons so, dass Nutzer sofort wissen, wohin sie führen oder welche Aktion ausgelöst wird. So wird die Navigation insbesondere für Menschen mit Bildschirmlesegeräten, erleichtert.
Wie du barrierefreies Webdesign umsetzen kannst – Tools und Ressourcen
Es gibt zahlreiche Tools, die dir dabei helfen, deine Website auf digitale Barrierefreiheit zu überprüfen. Zu den Nützlichsten gehören:
Kontrast-Checker
- Kontrast Checker von Adobe: Mit diesem Tool von Adobe kannst Du das Kontrastlevel deiner Farben nach WCAG 2.1 nach AA-Level und AAA-Level checken: https://color.adobe.com/de/create/color-contrast-analyzer
Wenn die Kontraste nicht ausreichend sind, werden auch Vorschläge zur Kontrastverbesserung angezeigt. - Entsprechende Plug-Ins für die Software Figma sind auch verfügbar (https://usecontrast.com/)
Farbenblindheits-Simulatoren:
- z.B. Sim Daltionism für Mac zum Simulieren von Farbschwächen (https://apps.apple.com/de/app/sim-daltonism/id693112260?mt=12)
- Figma-Plug-ins zum Testen von Farbschwächen (https://www.figma.com/community/plugin/733343906244951586)
Text Resizer:
Um die WCAG-Kriterien zur Textvergrößerung zu testen, kannst du das Figma-Plug „Text-Resizer“ verwenden, welches mit wenigen Klicks die Vergrößerung von Text zur Prüfung ermöglicht (https://www.figma.com/community/plugin/892114953056389734/text-resizer-accessibility-checker)
Hilfreiche Ressourcen und Leitfäden:
Hier kannst du dich zu den Anforderungen an barrierefreies Webdesign informieren und weitere Informationen zu barrierefreien Websites erhalten:
- Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG)
- Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG): (auf Deutsch)
- European Accessibility Act (EAA) – EU-weite Vorschriften zur Barrierefreiheit
- Bundesfachstelle Barrierefreiheit - Wissensvermittlung und Webinare
- WCAG 2.2 A und AA - Ein anschaulicher Überblick von gehirngerecht digital
Und wann startest du in die digitale Barrierefreiheit?
Jetzt ist der perfekte Moment gekommen, um den nächsten Schritt in eine inklusivere und nachhaltigere Online-Welt zu machen! Prüfe deine Website auf Barrierefreiheit und entdecke das Potenzial, das du durch diese wirkungsvollen Veränderungen entfalten kannst.
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